Cooperative Praxis in der Wirtschaft – eine Chance für schnelle und nachhaltige Lösungen

Die Cooperative Praxis vereint als Verfahren das „Beste aus beiden Welten“, also anwaltliche Beratung und Vertretung und die Mediation als Weg, eine außergerichtliche und interessengerechte Lösung zu finden. Für die Wirtschaft bieten sich so außerordentliche Chancen.


Das Verfahren Cooperative Praxis (CP), auch bekannt unter Collaborative Practice, Collatborative Law, stammt aus den USA und wird seit 2007 auch in Deutschland praktiziert. Es wird weltweit angewandt, bislang vor allem im familiären Kontext, insbesondere bei Trennungen und Scheidungen.

Die Besonderheit an diesem Verfahren ist, dass die Konfliktparteien einen Fürsprecher – auf rechtlicher Ebene sind dies Rechtsanwälte - an ihrer Seite haben, der die eigene Partei berät und im Verfahren begleitet. Das gemeinsame Verständnis und Ziel aller Beteiligten ist es aber, eine außergerichtliche Einigung zu erzielen, die die Interessen und Bedürfnisse jeder Partei berücksichtigt.

Wie die Mediation ist auch dieses Verfahren ergebnisoffen. Für den Fall, dass es nicht zu einer Einigung kommt, verpflichten sich die Anwälte, die Parteien nicht gerichtlich zu vertreten, um die Offenheit und Vertraulichkeit im Verfahren zu gewährleisten.

In der Wirtschaftswelt ist die Mediation bislang noch nicht vollständig angekommen. Obwohl häufig als probates Mittel genannt, Streitigkeiten und Konflikte zeitnah und effektiv beizulegen, werden doch regelmäßig Konflikte gerichtlich ausgetragen.

Die Gründe hierfür mögen vielfältig sein. Konflikte und Streitigkeiten, bspw. über Vertragsauslegungen, Forderungen, etc. werden häufig an Anwälte ausgelagert, die die vermeintliche Position, den Anspruch durchsetzen sollen. Wird keine Einigung erzielt, wird der Rechtsweg bestritten und Gerichte angerufen.

Hierbei wird verkannt, dass wertvolle Ressourcen verschwendet werden. Rechtsstreite ziehen sich meist über Jahre und binden Kapazitäten von Personal und Zeit. Der Ausgang ist häufig nicht so eindeutig, wie in der parteilichen Beratung dargestellt und wenn nach Jahren ein Vergleich geschlossen wird, geschieht es nicht selten, dass sich niemand so richtig befreit und als „Gewinner“ fühlt.

In der Wirtschaft sind jedoch neben dem vermeintlichen Anspruch weitere Aspekte zu berücksichtigen. Gerade wenn es um längerfristige Geschäftsbeziehungen geht und ein Zukunftsbezug besteht, wenn es um komplexe Themen und Projekte geht, die ein Außenstehender oft nicht durchdringt, macht es Sinn, dass sich die Parteien als Experten ihrer eigenen Angelegenheiten um eine Lösung bemühen. In vielen Fällen ist es sinnvoller, Konflikte zu lösen und Projekte / Verträge zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, als im Falle des Scheiterns im Gerichtsprozess die Verantwortlichkeiten hierfür klären zu lassen.

CP bietet sich in diesen Fällen als besonders geeignetes Verfahren an. Zum einen ist es hilfreich, wenn es einen Fürsprecher gibt, der berät und informiert und seine Partei im Verfahren begleitet. Zum anderen ist das Verfahren lösungsorientiert und die Haltung aller Beteiligten dementsprechend auf eine Einigung ausgerichtet. Es geht also nicht darum, Vergangenheit und Schuldvorwürfe zu diskutieren und die andere Seite vom eigenen Standpunkt überzeugen zu wollen. Es geht nicht um Richtig und Falsch. Es geht vielmehr darum, ein Verständnis für den jeweils anderen und seine Sichtweise zu erzielen und eine Möglichkeit zu finden, gemeinsam voranzukommen.

Dies erfordert natürlich auch eine entsprechende Haltung der Anwälte, die dabei unterstützen, eine nachhaltige und interessengerechte Lösung zu finden.

Der Anwendungsbereich in der Wirtschaft für die Cooperative Praxis ist weit. Konflikte zwischen Unternehmen, unter Gesellschaftern, innerbetrieblich, etc. sind zahlreich und gehören zum Geschäftsalltag. Gerade in der jetzigen Situation sei auf Nachverhandlungen von langandauernden Verträgen hingewiesen infolge sich verändernder Umstände. Preissteigerungen, Energieknappheit, Lieferengpässe sind nur einige Themen, die es zu lösen gilt.

Mit einem Fürsprecher an der eigenen Seite, der durch das Verfahren begleitet, berät und informiert, kann so eine zeitnahe Lösung gefunden werden, die sich für alle Beteiligten trägt und eine gute Basis für weitere gemeinsame Geschäftstätigkeit ist.

Cooperative Praxis in der Wirtschaft bietet eine Chance für diejenigen, die den Anwalt an der eigenen Seite nicht missen wollen, sich aber dennoch einvernehmlich und außergerichtlich einigen wollen und die Entscheidung über den Ausgang des Konflikts nicht aus der Hand geben möchten.

Melanie Daube, Rechtsanwältin und zertifizierte Mediatorin


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