Ein Buch wie eine Schatzgrube
Mit seinem neuen Werk „Wirtschaftsmediation“ gibt Jörg Risse erfahrenen Mediatoren wie auch denen, die sich in dieses Gebiet einarbeiten wollen, ein Kompendium an die Hand, das keine Wünsche offen lässt: übersichtlich, strukturiert, detailreich und gut lesbar, mit vielen Vertragsmustern, Formulierungshilfen und Praxistipps. Lesen Sie hier, was Sie bei der Lektüre erwartet.
Jörg Risse, bekannter und erfolgreicher Anwalt und Wirtschafsmediator zu Frankfurt am Main, hat sich Zeit gelassen – viel Zeit, denn seit dem Erscheinen seiner Erstauflage der „Wirtschaftsmediation“ sind 19 Jahre vergangen. 19 Jahre, in denen sich die Mediationswelt in vielen Bereichen weiterentwickelt hat, sowohl in formaler wie inhaltlicher Hinsicht. All dies hat Jörg Risse in seine 2. Auflage aufgenommen und verarbeitet mit der Folge, dass er nunmehr ein nahezu gänzlich neues und mit 678 Seiten außerordentlich umfangreiches Werk präsentiert. Ein Buch, um das vorwegzunehmen, dass sich als ausbildungsbegleitende Lektüre und zugleich als Nachschlagewerk für die praktische Durchführung von Wirtschaftsmediationen gleichermaßen eignet.
Doch was zeichnet die im Juli 2022 in 2. Auflage erschienene „Wirtschaftsmediation“ aus?
Zunächst einmal der Ansatz, nämlich Wirtschaftsmediation praxisgerecht zu erläutern. Dann die konkrete Umsetzung: übersichtlich, strukturiert, detailreich und gut lesbar, mit vielen Vertragsmustern, Formulierungshilfen und Praxistipps.
Jörg Risse orientiert sich, nach einer kurzen Einführung in die Wirtschaftsmediation und einer beeindruckenden Darstellung der verhandlungstheoretischen Grundlagen (§§ 1 und 2), am tatsächlichen Ablauf eines Mediationsverfahrens und beschreibt – immer das konkrete Thema Wirtschaftsmediation im Auge behaltend – außerordentlich kenntnisreich und tiefgründig Phasen, Methoden und Techniken (§§ 3 bis 10). Danach widmet er sich in einem eigenen Kapitel der Person des Mediators / der Mediatorin und behandelt dessen/deren Ausbildung, stellt die gebotene Frage, ob ein juristischer oder anwaltlicher Berufshintergrund erforderlich ist (was er zutreffend bejaht), erörtert sodann die „Macht“ des Mediators/der Mediatorin, um danach verschiedene Mediationsstile und persönliche Anforderungen näher darzustellen. Er beendet diesen Bereich mit Ausführungen zur Honorierung und zur Haftung (§ 11). Im hieran anschließenden Kapitel geht er näher auf die Rolle der Anwälte im Verfahren ein (§ 12) und in dem dann Folgenden stellt er Vorzüge und Nachteile einer Mediation gegenüber und bietet so Konfliktbeteiligen eine Orientierungshilfe, ob in ihrem konkreten Wirtschaftskonflikt eine Mediation das Verfahren der Wahl ist (§ 13).
An diesen lehrbuchartigen Teil schließt sich ein Kurzkommentar zum Mediationsgesetz und zur hierzu ergangenen Ausbildungsverordnung für Mediatoren -ZMediatAusbV- an (§ 14), gefolgt von einer Darstellung anderer ADR-Verfahren (§ 15). Für beide Bereiche gönnt sich Jörg Risse allerdings nur jeweils 40 Seiten, weshalb seine Kommentierung nicht die Qualität erreicht, die den Lehrbuchbereich auszeichnet. Zwar werden die einschlägigen Probleme benannt, eine vertiefte Auseinandersetzung erfordert jedoch einen Zugriff auf ausgewiesene Kommentare wie bspw. das Handbuch zum Mediationsgesetz.
Jörg Risse’s Wirtschaftsmediation schließt ab mit einem Anhang der gesetzlichen Vorschriften (MediationsG und ZMediatAusbV), der DIS-Mediationsordnung, der Mediations-Regeln der Internationalen Handelskammer ICC und einem ausführlichen Sachregister.
Fazit: Wer im Bereich der Wirtschaftsmediation tätig ist oder tätig werden möchte, für den ist die 2. Auflage ein „muss“. Die dafür aufzuwenden 129.- Euro sind ohne Zweifel sehr gut angelegt. Das Werk ist erschienen bei C.H.Beck in München, ISBN 978 3 406 59676 6.
Prof. Dr. Roland Fritz
M.A., Rechtsanwalt in Frankfurt am Main, Zertifizierter Mediator, Gesellschafter der adribo GbR