Konflikt Rechtsanwalt und Mediator – die Haltungsfrage

von Holger Sauber, Rechtsanwalt und Mediator


Warum ist der Mediationsmarkt für uns Anwaltsmediatoren oft ein so schwieriger und warum gelingt es uns nicht, viele Mediationsfälle zu generieren?

Im Ergebnis meiner nahezu 20-jährigen Tätigkeit im GfA der Arbeitsgemeinschaft und meiner jahrzehntelangen Erfahrung sowohl als Anwalt als auch als Mediator möchte ich nachfolgend meine persönlichen Auffassungen darlegen.

Ich meine, dass wir uns oft „selbst im Wege“ stehen. Einerseits meinen wir als Rechtsanwälte besonders geeignet zu sein, weil wir eben auch über juristisches Wissen, Streiterfahrung und Verhandlungskompetenz verfügen, andererseits meinen wir, dass aufgrund unserer Profession auch ebenso gute Berater sind. Wer also sollte einen Konflikt besser lösen können als wir?

Entscheidend sind jedoch eine klare Rollendefinition und eine ebenso klare Haltung zur Rolle als Mediator und der eigene Anspruch uns selbst gegenüber.

Wir beschäftigen uns im Geschäftsführenden Ausschuss seit vielen Jahren etwa mit der Abgrenzung und Zusammenarbeit mit unseren Anwaltskollegen als Parteivertreter aber auch mit anderen Berufsgruppen. Hintergrund ist die feste Überzeugung, dass die Unabhängigkeit immer auch nach außen dokumentiert werden muss, sobald wir den Mediatorenhut aufhaben.

Wenn ein Kollege vom ersten Telefonkontakt berichtet und darüber wie ein Erstgespräch zustande kommt und wie dies abläuft, kann ich unsere potentiellen Mandanten gelegentlich verstehen, die nicht zu uns als Anwaltsmediatoren kommen weil sie nicht wissen, wo sie jetzt sind – beim Mediator, einem Rechtsanwalt oder einem, der irgendwie alles macht und was sie erwarten dürfen.

Wir verfügen als Rechtsanwälte und Mediatoren über den Vorteil juristischen Wissens einerseits und die handwerklichen Instrumente des Mediators anderseits.

Entscheidend ist aber, dass wir die eigene Rolle klar definieren und uns selber immer wieder deutlich machen, dass wir als Mediatoren angefragt oder beauftragt werden.

Wenn wir als Mediatoren arbeiten, ist die Haltung als Mediatoren das alles Entscheidende.

Wir müssen uns mit diesem Hut klar zu Beratungsanwälten abgrenzen – weil wir eben nicht beraten und nicht mit den Konfliktpartnern die unserer Auffassung nach beste rechtliche Lösung versuchen, zu „vermitteln“ und dieses für beide Seiten angeblich gute Ergebnis moderieren und nahebringen.

Nein wir haben all die bekannten Rollenmerkmale, die wir in der Mediationsausbildung einmal gelernt haben, zu verinnerlichen und den Medianten zu vermitteln. Gerade solche Fragen wie Allparteilichkeit oder Neutralität und Eigenverantwortung der Konfliktpartner sind wichtig. Die Medianten brauchen eine klare Botschaft. Wir beraten nicht und sind nur für den Prozess, nicht jedoch das Ergebnis verantwortlich.

Dass wir den rechtlichen Rahmen nicht ausblenden und unabhängig hiervon munter mediieren, ist selbstverständlich. Die Medianten erwarten von uns in aller Regel auch juristische Kenntnis, die Beachtung des rechtlichen Rahmens und Aufklärung bei rechtlichen Fragen. Die Art und Weise, wie wir diese in den Prozess einbringen, ist jedoch anders als diejenige, die wir als Rechtsanwalt kennen.

Von der Aufklärung bis zu Optionen und dem Abschluss einer Vereinbarung ist stets auf die rechtliche Überprüfung durch Parteianwälte hinzuweisen – es sei denn, dass auch die Erstellung der Vereinbarung beauftragt wurde. Aus mediationsethischer Sicht ist dies zumindest fraglich. Das es hierzu andere Auffassungen gibt, ist mir selbstverständlich bewusst und dass dies oft Fragen aufwirft,

etwa möglicher Kosten für die „Doppelbeauftragung“ ist bekannt und spielt etwa im Bereich der Familienmediationen oft eine große Rolle.

Wenn jedoch unser Produkt und unsere Rolle nicht klar kommuniziert werden, werden wir die ablehnende Haltung vieler Beratungsanwälte nicht verändern und auch die Abgrenzung zu anderen Professionen nicht gelingen.

Entscheidend ist nicht, welche Art der Mediation die beste ist – etwa ohne jegliche Kenntnisse zum Inhalt des Konflikts oder im Gegenteil dem „Stallgeruch“ als Voraussetzung einer erfolgreichen Mediation, sondern allein die Haltung und zur Mediation und die Rolle des Mediators. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich am erfolgreichsten als Mediator bin, wenn ich dem Bereich, wo der Konflikt angesiedelt ist auch als Rechtsanwalt umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen, also „Stallgeruch“ habe.

Andere Mediatoren werden anderes berichten über ihre Tätigkeit als Mediatoren; entscheidend ist die den Medianten vermittelte Klarheit darüber was sie erwartet und in welche Rolle und wie wir tätig sind.

Ich kann Sie nur dazu ermutigen, sich dessen stets bewusst zu sein, angefangen vom ersten Telefonat mit möglichen Medianten bis zum Abschluss einer Vereinbarung.


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