Sich selbst nicht so wichtig nehmen und gut zu hören – Besuch des leitenden nautischen Direktors und Hafenkapitäns der Hamburger Hafens am 21.04.
Sich selbst nicht zu wichtig nehmen und gut zu hören, insbesondere diese beiden Ratschläge würde Jörg Pollmann seinem Nachfolger mitgeben wollen.
Der scheidende Hafenkapitän schilderte an einigen praktischen Beispielen, wie er und sein Team mit kleinen und großen streitigen Herausforderungen in den vergangenen rund 28 Jahren umgegangen seien. Unter anderen mit diesen beiden oben genannten Grundsätzen konnte oftmals auch trotz hohen Zeitdrucks mit pragmatische Lösungsansätzen so größerer Streit vermieden und ein reibungslos(er)er Schiffsverkehr gewährleistet werden.
Sehr wichtig sei insbesondere in Entscheidungssituationen, in den nur einer Partei von zweien bzw. mehreren das Gewünschte z.B. Schiffspassage durch die Elbe oder Zuteilung eines begehrten Liegeplatzes für eine Barkasse zur Touristenbeförderung an einem Anlegen die Herstellung von Transparenz. Eine Chance auf Akzeptanz wäre nur dann möglich, wenn die Situation wie auch die Entscheidungskriterien für die Parteien sichtbar und so nachvollziehbar gemacht würden. Dann könne auch eine Reederei akzeptieren, dass ihr die gewünschte Passage nicht ermöglicht werden konnte und sie bei der nächsten Verteilungssituation berücksichtigt würde. Auch wenn der Hamburger Hafen der größte Seehafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa ist, betonte Jörg Pollmann, dass man sich nicht nur ein- oder zweimal im Leben, sondern immer wieder treffe. Viele der Reedereien und anderen Player frequentierten den Hafen seit vielen Jahres bzw. seien dort ansässig. Alle müssten und dürften davon ausgehen, beim nächsten Mal sei man auf das kooperative Verhalten der anderen Seite so angewiesen, wie diese heute auf das eigenen und umgekehrt. Aber auch wenn in manchen Situationen ein Gerichtsstreit z.B. wegen einer entsprechenden Vorgabe einer Versicherung unvermeidbar sei, hindere diese nicht das Zusammenarbeit an anderer Stelle, wo man zur Gewährung von Fördermittel gemeinsam an einem Strang ziehe.
Vieles was Jörg Pollmann, der selbst kein ausgebildeter Mediator ist, aus dem Hamburger Hafen im Umgang mit Konflikten berichtete, hatte an sehr engen Bezug zu den klassischen Mediationsansätze und -techniken, so dass hier mit großem Dank für den Besuch das Feedback einer Teilnehmerin weitergegeben werden kann.
„ ...Seine Erzählungen haben nicht nur das Mediatoren-Herz erfreut, sondern sie hätten meiner Meinung nach sehr gut in ein Leadership-Seminar gepasst! Es hat mir jedenfalls viel Freude bereitet, ihm zuzuhören. Innerlich musste ich ständig nicken, egal ob von transparenter Kommunikation oder vom Umgang mit Fehlern die Rede war.“
Autor: Matt Schütz, Rechtsanwalt und Mediator