Supervision - Die wertvolle Praxis des gemeinsamen Reflektierens und die Chancen, die daraus entstehen


 Für uns als zertifizierte Mediator*innen ist es entsprechend § 4 ZMediatAusbV vorgeschrieben, in regelmäßigen Abständen an Supervisionen teilzunehmen und somit die Berufsbezeichnung weiterhin tragen zu dürfen. Ganz unabhängig davon, bieten regelmäßige Supervisionen und der damit verbundene intensive Blick auf sich selbst und die eigene Arbeit(sweise) wunderbare Möglichkeiten, sich selbst (noch) besser kennenzulernen, weiterzuentwickeln und hilfreiche Erkenntnisse über die eigene mediative Arbeit zu erlangen.

Reflektieren bedeutet sich bewusst mit etwas, was ich gerade erlebe bzw. was ich in der Vergangenheit erlebt habe, auseinanderzusetzen und meine ganze Aufmerksamkeit nach Innen, das heißt auf mich und meine eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen, zu richten. Detailliert, bewusst und strukturiert darüber nachzudenken, was ich erlebt habe und auf welche Art und Weise ich die Situation mitsamt den vielfältigen Details wahrgenommen habe, ist besonders in Bezug auf die eigene Selbstentwicklung hilfreich. Im Rahmen einer Supervision ist es ein großer Mehrwert diese Situationen und Erlebnisse voller Offenheit mit einer weiteren Person zu reflektieren und durch gezielte Nachfragen sowie die Sichtweise der Supervisorin/des Supervisors zu tieferliegenden Erkenntnissen zu gelangen anstatt „nur“ die eigenen Gedanken dazu zu sammeln.

Die Perspektive und Wahrnehmung meines Gegenübers zu hören, lässt mich mein Spektrum an Sichtweisen erweitern und liefert neue oder weitere Denkanstöße in ganz unterschiedliche Richtungen. Jeder von uns kennt erfahrungsgemäß den Fall, wenn innerhalb eines gemeinsamen Austausches über die gleiche Situation oder das gleiche Thema innerlich der Gedanke entsteht: „...wie interessant, wie derjenige oder diejenige dieses Beispiel gerade interpretiert oder diese Situation wahrgenommen hat.“

Somit kann es sehr inspirierend sein, die Wahrnehmungen und Empfindungen einer anderer Person über das Erlebte bzw. Gehörte zu erfahren. Unter anderem habe ich darauffolgend nämlich auch die Möglichkeit, meine eigene Sichtweise noch einmal zu hinterfragen oder meine Wahrnehmungen mir persönlich noch bewusster zu machen.

Insbesondere der intensive Blick auf herausfordernde Arbeitssituationen oder Erlebnisse insbesondere in Mediationssitzungen, die man selbst als schwierig wahrgenommen hat oder sogar das Gefühl hatte, nicht richtig gehandelt oder agiert zu haben, ist wichtig, um in der Reflexion die Hintergründe, Ursachen und Zusammenhänge besser zu verstehen und neue, passendere Ansätze zu gewinnen und somit zukünftig besser gewappnet zu sein. In allen Fällen ist der Weg der Supervision eine Chance, mehr über sich selbst zu erfahren. Und das ist doch eine ganz wunderbare Einladung sich darauf einzulassen.

Stephan Schmidt-Jochum
(Rechtsanwalt und zertifizierter Mediator; Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der AG Mediation)

 

 


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