WhatsApp, Social Media & Co. – Sind Missverständnisse in der digitalen Kommunikation vorprogrammiert?


Kommunikation – ein so wunderbares und gleich auch so komplexes Instrument, das uns täglich zur Verfügung steht und unser Miteinander maßgeblich prägt.

Doch was passiert mit unserer Kommunikation, wenn wir immer mehr digital und ohne direkten persönlichen Kontakt kommunizieren? Was verändert sich, wenn wir die ausgiebig entwickelten Medien als Hauptkommunikationsinstrument nutzen, ausschließlich mit Zoom und Outlook remote arbeiten oder über Social Media Kanäle „sharen“ anstatt mal anzurufen?

Sowohl für berufliche als auch private Zwecke ist es unter verschiedenen Voraussetzungen sehr von Vorteil, dass wir mittlerweile auf so viele digitale Kanäle zurückgreifen können.
Doch inwieweit ist diese Art der Kommunikation wirklich von Vorteil wenn es um herausfordernde Situationen, Meinungsverschiedenheiten oder das Besprechen von schwierigen Themen geht?

In Textform verpackt und über einen Messenger Dienst versendet kann vieles salopp geschrieben werden, ohne dass eine richtige Kommunikation stattfindet. Häufig kommt es auf diesem Weg schnell zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Die Spielräume hier sind groß und daran ändern auch die unzähligen Emojis nichts, die zur Verfügung stehen.

Über Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse oder Herzensangelegenheiten via Textnachricht zu debattieren endet oft in Frustrationen, einem Konflikt und damit verbundenen negativen Emotionen. Warum ist das so?

Die zwischenmenschliche Kommunikation umfasst deutlich mehr Komponenten als nur das Gesagte. Wir orientieren uns größtenteils an nonverbalen Signalen: Um genau zu sein besteht unsere Kommunikation zu genau 7% aus Worten, 38% aus der Stimme und zu 55% aus der Körpersprache. Kommunizieren wir über WhatsApp, E-Mail und Co. entfallen hier somit wichtige Parameter, die für ein gegenseitiges Verständnis dringend notwendig sind.

Hinzu kommt, dass die online-Welt deutlich anonymer ist und die Menschen sich viel leichter hinter einer Nachricht verstecken können. Die Hemmschwelle, unfreundlich zu werden, mit aggressiven Bemerkungen um sich zu werfen oder den Gesprächspartner mit dem eigenen Frust zu überrumpeln, ist niedriger.

Zudem führen die rasanten digitalen Entwicklungen im Bereich der Kommunikation zu einer stetigen Zunahme an Reizen. Alles wird schnelllebiger und Informationen sowie Nachrichten werden innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde bewertet. Diese Zunahme an Push-Nachrichten, E-Mails und Onlinedialogen führt zu einer Überflutung mit Reizen und weitergehend regelmäßig zu Überforderung und Stress. Es wird zunehmend schwieriger, wichtige Nachrichten von unwichtigen zu trennen und wer am Arbeitsplatz Outlook geöffnet und gleichzeitig das Smartphone neben der Tastatur liegen hat, weiß relativ schnell nicht mehr, woher die Zeit für eine ruhige, reflektierte Antwort genommen werden soll. In der Hektik wird häufig reagiert statt kommuniziert – und dank der innovativen Technologien folgt innerhalb von wenigen Sekunden die Reaktion von der anderen Seite. Wenn’s schlecht läuft, ist der Knall vorprogrammiert.

Es ist also besonders wichtig, auf digitalem Weg darauf zu achten, wie wir unserem Anliegen Ausdruck verleihen, was als Textnachricht versendet werden kann oder was lieber in einem persönlichen Gespräch gemeinsam besprochen werden sollte. Insbesondere unter Zeitdruck oder wenn Emotionen eine Rolle spielen kann es für ein schönes Miteinander sehr hilfreich sein, ein WhatsApp-Gespräch in ein Telefonat umzuwandeln oder direkt ein persönliches Treffen vorzuschlagen.

 

Johanna Jochum
Zertifizierte Mediatorin, Kommunikationstrainerin, Coachin, Köln

Stephan Schmidt-Jochum
Rechtsanwalt und zertifizierter Mediator,
Mitglied im geschäftsführenden Ausschuss der AG Mediation


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